Zuerst einmal lieben Dank, dass ihr euch überhaupt mit dem Problem Finanzierung bzw. „ruhiges Fahrwasser“ für die KadH beschäftigt! DANKE!
Ich bin immer ein Freund von ehrlichen und klaren Worten gewesen. 16 Jahre haben mein Team und ich die KadH mit Herzblut betrieben und das mit selbigem Elan bis zum vergangenen Sonntag den 30.06.2024. Aber die letzten Jahre ab 2020, als Corona unsere Branche lahmlegte, haben sich sehr viel zu unseren Ungunsten verändert. Es ist müßig zu analysieren, aber dennoch ein paar kurze Fakten, die zum Niedergang der „kleinen“ Projekte führen. Bespiel KadH:
- Wir haben nur noch die MS Seeadler als einziges Zubringerschiff. Ehemalige Partnerreedereien haben während Corona a) ihre Schiffe verkauft b) an andere Standorte verlegt c) laufen die Hallig nicht mehr an. Weniger Schiffe heißt ganz simpel, dass wir weniger Gäste zum Schafstall bringen können. Weniger Gäste heißt simpel auch weniger Einnahmen. Weniger Einnahmen bedeutet gleich auch, dass wir uns nur kleine und unbekannte Bands leisten können. Weniger Bekanntheit entspricht weniger Attraktivität und somit weniger Nachfrage. Punkt! So geschehen in den letzten zwei Jahren. Wir mussten sechs Veranstaltungen mangels Nachfrage absagen. Wenn man nun Veranstaltungen absagt, dann entstehen trotzdem Kosten und zwar: a) die Bands bekommen „Kohle“, weil sie ja einen Vertrag mit uns haben. b) Tickets werden rückabgewickelt und schaffen Kosten c) das bereits investierte Marketing ist ebenso mal einfach weg. Alleine durch diese eben genannten drei Aspekte sind wir in dieser Saison vor dem ersten Ton im Schafstall mit MINUS 8000 € gestartet! Erschwerend kam hinzu, dass bis auf die beiden Wingenfeldershows alle anderen Shows 2023/2024 auf der Hallig zumeist ins Minus liefen oder nur geringfügig ins Plus.
- Ein weiterer Aspekt ist, dass sich das Konsumverhalten von uns allen insbesondere für Freizeit und Kulturaktivitäten stark verändert hat. Seien wir doch mal ehrlich: Das sogenannte bürgerliche „Pflichtleben“ (Strom, Essen, Verkehrswesen usw.) ist seit Corona deutlich teurer geworden. Man schaut doch, dass man seine Sachen bezahlt bekommt und wenn man sich Kultur wie Konzerte, Kino oder Essengehen leisten möchte, dann schaut man kurz vorher ins Portemonnaie und entscheidet sich nach verfügbarem Budget. Finde ich im Übrigen völlig normal. Mache ich nicht anders!
- Nächster Punkt: Die schlechte gesellschaftliche Stimmung im Land/ Europa, in erster Linie ausgelöst durch den Ukrainekrieg, innerpolitische Probleme, Teuerungsraten und vor allem eine globale Unsicherheit was die eigene Zukunft angeht löst bei vielen Menschen Ängste aus. Man bleibt gerne bei sich und zieht sich zurück.
- Letzter Punkt: (der dann aber die vorgenannten drei Punkte komplett wieder einschließt). Ein Halligkonzert ist exklusiv, besonders, intim und mit Sicherheit in dieser Form einmalig! Aber genau diese Komponenten kosten einfach auch Geld. Ein Halligkonzert für 2 Personen liegt zwischen 200 – 300 € (Konzert, Schiff, BBQ, Getränke). Und viele Gäste kommen von weit her und leisten sich noch ein Hotelzimmer und eine weite Anreise. Das wissen wir alles sehr zu schätzen! Eigentlich ein unfassbarer Wahnsinn für meine kleine Schnapsidee namens KadH! Die meisten von euch möchten sich dieses Event mindestens einmal im Jahr leisten, aber die andere Seite der Medaille ist, dass die meisten sich das wie oben beschrieben nicht mehr leisten möchten bzw. können. Am Ende ist es aber auch uns leider nicht mehr möglich die Tickets billiger zu machen. Denn seit Corona hat es in unser Branche eine Teuerungsrate von 35 % gegeben. Insbesondere das Personal (Techniker, Dienstleister, Logistik) hat die Preise hinter den Kulissen angezogen. Warum eigentlich? Einfache Erklärung: Die meisten Techniker, Backliner und Logistiker sind sogenannte Freelancer, d.h. sie arbeiten auf eigene Tasche. Während Corona wurden sie über Nacht arbeitslos und das für lange Zeit. Viele hatten bzw. haben Familien für die sie zu sorgen haben. Aus diesem Verantwortungsgefühl heraus haben sie ihre Jobs in der Veranstaltungsbranche an den Nagel gehängt und haben umgeschult. Viele sind bei der deutschen Bahn als Lokführer unterwegs (kein Witz!). UND diejenigen die auch während der Pandemie durchgehalten haben, sind nun in der glücklichen Situation, dass man sich um sie „schlägt“ (im positiven Sinne).😊 Was zur Folge hat, dass sie auch die Preise neu diktieren können. (Prinzip: Angebot und Nachfrage) Nur wenn wir nun noch auch diese 35 % on top auf unsere Ticketpreise umlegen würden, dann würde uns jeder einen Vogel zeigen und es würden noch weniger Gäste kommen.
Ihr merkt: Das ganze System ist aktuell eine blöde Spirale! Ich habe mit den vorangeschriebenen Zeilen versucht einen Erklärungsansatz zu geben. Es ist sicherlich nur mein eigener Ansatz, der aus meinen Erfahrungen der letzten 24 Monate resultiert. Sicherlich auch subjektiv!
Ich möchte noch eine weitere Sache versuchen zu erklären: Immer wieder kommen Menschen auf mich zu und meinen “Mensch, ihr seid aber auch teuer mit euren Tickets“. Ich versuche mal so ein Ticket verständlich aufzudröseln:
Tickets bei uns kosten beispielsweise 89,00 € mit Charterschiff. Von den 89,00 € ziehen wir nachfolgend ab:
- 10 % Vorverkaufsgebühr = 8,90 €
- 7 % Umsatzsteuer = 6,23 €
- 1,50 € Systemgebühr
Bleiben mir/uns netto 72,37 € per Ticket über!
Von diesen 72,37 € müssen wir alles bestreiten:
- Charterschiff
- Bandgagen
- Marketing
- Technik
- Personal
- Catering Band
- Teilweise Reisekosten
- Gema, Künstlersozialkasse, Veranstalterhaftplicht und noch so einiges viel mehr…….
Und am Ende kommt auch noch Vater Staat und tatsächlich möchte man selber auch noch etwas verdienen.
Die KadH hat vor Corona ganz gut funktioniert, Man wurde damit natürlich nicht reich, aber man hatte ein etwas besseres Urlaubsgeld über und war damit zufrieden. Heute bzw. in den letzten 2 Jahren war es aber so, dass insbesondere ich, Malte Jochimsen, neben dem Herzblut, meiner Zeit, nun auch noch Geld mitgebracht habe. Knapp 20.000 € habe ich in dieses Projekt mitgebracht und mit anderen Einnahmequellen subventioniert!
Bei aller Liebe zum Projekt, das kann dann auch ich nicht auf Dauer.
Um die letzten Irrtümer auszuräumen:
- Wir haben niemals staatliche Förderungen erhalten.
- Mit wenigen Ausnahmen gab es keine Spenden.
- Wir verdienen nichts an den Getränken. Das sind zu 100 % die Einnahmen des Gastronoms. Dafür zahlen wir nichts für den Schafstall und der Gasthof übernimmt die Bewirtung der Künstler und Crew und stellt zu großen Teilen die Hotelzimmer. Wir und Malte Karau vom Gasthaus Hilligenley haben einen fairen und offenen Deal!
- Wir haben keine große Sponsoren. Wir haben mal eine Versicherungsgruppe sowie einen Bierpartner an unserer Seite gehabt. Thats it!
Fazit:
Wenn du es geschafft hast bis hierher zu lesen, dann hoffe ich, dass ich die Sachlage einigermaßen transparent machen konnte und man nun auch meine Grundsatzentscheidung zur Projektaufgabe nachvollziehen kann.
Das Projekt fordert eine Menge Zeit und auch Verantwortung gegenüber dem Gast und natürlich auch gegenüber dem eigenem finanziellen Risko. Auch ich habe eine Familie und habe ihr gegenüber eine Sorgfaltspflicht bzw. Verantwortung.
Bei aller Liebe…..
ABER, nun kommt ein charmantes ABER… 😉
Nicht nur bei den letzten Veranstaltungen, sondern eigentlich auch in den letzten 16 Jahren, seid ihr dabei gewesen. Ihr habt die Reihe am Leben gehalten und ihr habt mir und uns applaudiert, auf die Schulter geklopft und uns sehr oft gesagt, wie cool ihr die Reihe findet, wie schön dieser Tag war und, und, und … UND glaubt uns, solche Feedbacks haben wir sehr genossen. Jedes Wort ging runter wie Öl!
Und auch wir haben eine jede Begegnung mit euch, mit den Künstlern und allen anderen Beteiligten genossen! Tolle Gespräche, Erlebnisse und Begegnungen inmitten im Weltnaturerbe nordfriesisches Wattenmeer. Unbezahlbar!
UND viele von euch haben mir/uns Unterstützung angeboten. Offen und unkompliziert seid ihr auf mich zukommen und habt gesagt: „Malte, wenn wir irgendwie helfen können, dann lasse es uns wissen. Wir wollen, dass das hier weitergeht!“
Bisher habe ich immer gedacht: “Nice, aber das Projekt muss sich selber tragen und wenn es das nicht mehr tut, dann beendest du es!“ Das war eigentlich bis vor drei Wochen meine Idee. Aufhören, frei nach dem Motto: „Alles hat seine Zeit!“
ABER nun ist es so: Wir hatten Mitte Juni die sogenannten „schwarzen Wellen“. Das war das Wochenende, als wir Bands aus der etwas „düsteren“ Ecke zu Gast hatten… und dieses Klientel brachte Menschen aus GANZ Deutschland nach Langeness! Ausnahmslos alle Anwesenden waren schwer begeistert und flehten uns an, diese sogenannten „schwarzen Wellen“ auch 2025 fortzuführen. Ich habe was dieses Thema angeht ein durchaus positives Gefühl. Ich glaube, dass das auch finanziell etwas werden kann. Soweit die Glaskugel!
Grundsätzlich ist eine Konzertansetzung/Planung immer mit Risiko verbunden.
Aber ich wäre und bin bereit das Thema zu wagen!
Aber damit sollte es dann auch 2025 mit den Halligkonzerten gewesen sein. Zwei Konzerttage und dann „aus die Maus“. So mein Plan vor drei Wochen. Und nun, noch emotional frisch und die letzten Wingenfelder & Jeremy days Eindrücke im Kopf sowie die guten Gespräche mit euch führen zum erneuten Umdenken. Ich würde versuchen die KadH weiterzuführen. Aber das kann nur mit finanzieller Unterstützung funktionieren.
Diese kleine Festivalperle benötigt Support. Ich würde bei entsprechender Vorab-Finanzierung in 2025 ein weiteres Konzert-Wochenende neben den schwarzen Wellen anbieten. Aber tatsächlich erstmal nur ein Wochenende. Einfach um mit veränderten Parametern wieder „klein“ neu anzufangen um auch mein Risiko zu minimieren. Welcher Zeitraum bzw. welches Wochenende und welche Künstler, dass ist aktuell noch völlig offen und somit unklar.
Ich würde es wie bei einer JAMES BOND Filmproduktion halten. Ein JAMES BOND Film kommt auch erst in die Kinos, wenn durch Markensponsoring der Film bezahlt ist. Erst wenn die Finanzierung steht, wird das Drehbuch geschrieben.
Und genauso würde ich es auch mit dem Wochenende KadH 2025 handhaben wollen. Ich würde mich nun für private Zuwendungen öffnen. Wenn jemand unterstützen möchte, damit die KadH weitergeht, dann mache ich jetzt mal meine innere Tür auf und schaue was passiert. Ich habe die letzten 48 Stunden überlegt wie man das anstellen könnte? Von Förderverein über Spenden, Firmensponsoren bis hin zu privaten Spendern…
Am Ende habe ich mich für folgendes Verfahren entschieden:
Wenn du mich und unsere KadH unterstützen möchtest, dann geht das über eine direkte Überweisung auf das Geschäftskonto. Alle Einnahmen sind dann erfasst und werden somit umsatzsteuermäßig und einkommenssteuerlich erfasst.
Beispiel: Eine Spende von 50 € hat dann einen bereinigten Wert von etwa 29 € die dem Projekt KadH zu Gute kommt.
Folgende weitere Spielregeln und Überlegungen zum KadH Rettungsanker:
Deine Spende wird wie folgt verwendet:
- Mit dem ersten Teil der Gesamtspenden wird versucht, das entstandene Defizit abzufedern.
- Im weiterem Verlauf der privaten Spenden wird versucht die Finanzierung für 2025 in Teilen sicherzustellen.
- Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass jede Spende eine reine private Spende zugunsten der KadH ist und es keine direkte oder unmittelbare Gegenleistung gibt.
- Für 2025 sind vorerst zwei Wochenenden auf der Hallig im Schafstall geplant. Thema 1 Schwarze Wellen (23. + 24. Mai 2025), Thema 2: Datum + Künstler noch unbekannt.
- Die geleistete Spende ist nicht wieder rückführbar.
- Die Tickets in 2025 werden weiterhin entgeltlich veräußert.
- Wir überlegen die organisatorische Struktur dieser Wochenenden im Ablauf leicht zu verändern. Evtl. zwei Charterschiffabfahrten und anstatt des Grillbuffets evtl. eine kleine Festivalarea direkt am Schafstall einzurichten. Mit Essenständen und verändertem Aufbau.
- Die Auswahl des Programmpunktes hängt zu großen Teilen auch von der Finanzierungsstärke der privaten Spenden ab.
- Alle diejenigen die dieses Vorhaben mit einer privaten Spende unterstützen und ihre Emailadresse hinterlegen, werden bereits VOR der öffentlichen Presse über Datum + auftretendem Künstler informiert, um sich somit ein Vorkaufsrecht zu sichern.
- Bitte hinterlasst neben eurer Emailadresse auch euren vollständigen Datensatz (Name + Anschrift).
Du möchtest immer noch freiwillig und privat unterstützen, dann überweise deinen Beitrag bitte an:
Malte Jochimsen
VR BANK WESTKÜSTE
IBAN: DE 95 2176 2550 0010 5340 99
Verwendungszeck: KadH 2024/2025 Rettungsanker
Du hast Interesse mit deiner Firma „größer“ zu spenden?
Du möchtest vielleicht als Präsentator der Konzertwochenenden in Erscheinung treten?
Du brauchst eine Rechnung?
Dann schreibe uns unter malte@inconcert.de
Letzte Worte:
Ich möchte mich so oder so bei dir/euch bedanken. Es macht für mich keinen Unterschied ob du/ihr finanziell unterstützt! Es geht mir hierbei auch um die Sensibilisierung der Probleme, die die kleinen Veranstaltungsformate derzeit haben. Die KadH steht damit nicht alleine da! Kleine Veranstaltungsformate brauchen Sicherheiten, sie brauchen verlässliche Vorverkäufe! Vorverkäufe geben zeitig Sicherheit.
Ich persönlich möchte noch eine Sache loswerden:
Das was wir in den 16 Jahren anfangs auch auf Hallig Hooge und nun schon seit Jahren ausschließlich auf Langeness “gebastelt“ haben, ist schon ein kulturelles Brett!!!
Wir können stolz auf das Erreichte sein, stolz auf die schönen Stunden, die schönen Momente an einem der schönsten Plätze dieser Erde. 16 Jahre, 180 Konzertabende und über die Jahre tausende Gäste. Außerdem sind wir uns und unserem System immer treu geblieben. Das sollen andere erst einmal nachmachen!
Vielen herzlichen Dank für deine/eure Aufmerksamkeit! 😊
Herzlicher Gruß
Malte Jochimsen und das Team der KadH